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Wie läuft das eigentlich an einer Fachoberschule?


Heiko Weißbach ist der stellvertretende Schulleiter und engagierter Fachlehrer der Fachoberschule der DPFA Leipzig. Foto: Silvia Lukas / DPFA Leipzig
Heiko Weißbach ist der stellvertretende Schulleiter und engagierter Fachlehrer der Fachoberschule der DPFA Leipzig. Foto: Silvia Lukas / DPFA Leipzig

Du willst mehr erreichen und später ein Studium oder eine anspruchsvolle Ausbildung absolvieren? Ob du für die Fachoberschule geeignet bist, wie sie abläuft und viele weitere Fragen beantwortet der stellvertretende Schulleiter Heiko Weißbach im Interview.

Frage: Herr Weißbach, was genau kann man sich unter einer Fachoberschule vorstellen?

Heiko Weißbach: Die Fachoberschule, auch FOS genannt, baut auf der mittleren Reife, also dem Abschluss der 10. Klasse, auf. Viele unserer Schüler kommen daher auch von Oberschulen, einige vom Gymnasium. Das Besondere der FOS ist, dass sie zusätzlich zu einer vertieften Allgemeinbildung eine fachtheoretische und ‑praktische Bildung anbietet. Das heißt, dass jede Fachrichtung, neben den allgemeinbildenden Fächern, zwei weitere Fächer hat, die auf die gewählte Fachrichtung zugeschnitten sind. Außerdem muss man in Klasse 11 ein Praktikum absolvieren, welches zur Fachrichtung passen muss. Man erlernt hier zwar keinen Beruf, erhält aber eine berufliche Bildung. Wer die 12. Klasse der Fachoberschule erfolgreich abschließt, bekommt die Fachhochschulreife zuerkannt. Diese berechtigt zum Studium an allen Fachhochschulen in Deutschland. Entsprechend anspruchsvoll sind demnach die Anforderungen!

Ich habe schon einen Beruf. Muss ich noch einmal ein Praktikum machen?

Heiko Weißbach: Nein! Bewerber, die die mittlere Reife und eine abgeschlossene Berufsausbildung haben, können die Fachoberschule in nur einem Jahr absolvieren. Voraussetzung ist allerdings, dass die gewählte Fachrichtung zum Beruf passt. Beispielsweise kann ein IT-Systemelektroniker, der die FOS in nur einem Jahr absolvieren will, nur die Fachrichtung Technik belegen. Möchte jemand mit einem technischen Beruf in den sozialen Bereich wechseln, muss die zweijährige Ausbildung in Angriff genommen werden.

Wie findet man heraus, welche Fachrichtung am besten geeignet ist?

Heiko Weißbach: Grundsätzlich bieten wir drei Fachrichtungen an: Gesundheit und Soziales, Technik sowie Wirtschaft und Verwaltung. Wer gern mit Menschen arbeitet, hilfsbereit und aufgeschlossen ist, für den ist sicher die Fachrichtung Gesundheit und Soziales das Richtige. Diejenigen, die an Technik und daran, wie sie funktioniert, interessiert sind, entscheiden sich für die Fachrichtung Technik. Die Fachrichtung Wirtschaft und Verwaltung ist für all diejenigen die richtige Wahl, die gern mit Zahlen umgehen und gut organisieren, kalkulieren und beraten können. Oft sind die Praktika der 9. und 10. Klasse eine gute Orientierungs- und Entscheidungshilfe für die passende Fachrichtung.

Wie läuft die Fachoberschule ab?

Heiko Weißbach: Die Besonderheit der zweijährigen Variante stellt das umfangreiche Praktikum in der 11. Klasse dar, mit dem man einen umfassenden Einblick in das Berufsleben der Branche erhält. Bei uns wechseln sich zwei Wochen Schule mit zwei Wochen Praktikum ab. Übrigens: den Praktikumsbetrieb dürfen sich unsere Schüler selbst auswählen und wir unterstützen sie im Bedarfsfall dabei. In der 12. Klasse steht dann nur noch Unterricht auf dem Plan, wobei im ersten Halbjahr von jedem Schüler eine Facharbeit erstellt wird.

Welcher Notendurchschnitt ist erforderlich?

Heiko Weißbach: Grundsätzlich ist die einzige Voraussetzung die mittlere Reife (bzw. dazu noch eine abgeschlossene Berufsausbildung für die einjährige FOS). Dabei sollte der Notendurchschnitt nicht schlechter als 3,0 und kein Fach darf mit weniger als „ausreichend“ bewertet sein. Gute schulische Leistungen erleichtern in jedem Fall den Einstieg.

Gibt es eine Altersbeschränkung?

Heiko Weißbach: Nein. Jeder, der die Voraussetzungen erfüllt, kann sich gern bewerben. Übrigens ist die Altersstruktur in unseren Klassen gut gemischt.

Welche Chancen hat man mit diesem Abschluss?

Heiko Weißbach: Die Fachhochschulreife ermöglicht, wie gesagt, ein Studium an allen Fachhochschulen ohne Einschränkung der Studienrichtung. Derzeit gibt es deutschlandweit über 200 Hochschulen mit vielfältigen Studiengängen. Aber auch für eine anspruchsvolle Berufsausbildung bietet dieser Abschluss eine bessere Ausgangsposition, denn neben dem höheren Schulabschluss kann man auch berufspraktische Erfahrungen vorweisen.

Eine Besonderheit besteht für die Fachrichtung Gesundheit und Soziales. Mit diesem Abschluss kann direkt eine Erzieherausbildung an der Fachschule für Sozialwesen begonnen werden. Das spart Zeit, denn Absolventen anderer weiterführender Schulen benötigen zuvor eine zweijährige Ausbildung zum Sozialassistenten.

Was kostet die Fachoberschule?

Heiko Weißbach: Das hängt vom jeweiligen Bildungsträger ab. Schulen in freier Trägerschaft, so wie die Fachoberschule der DPFA Leipzig, erheben ein monatliches Schulgeld von 75 Euro. Wer sich für uns entscheidet, den unterstützen wir natürlich und beraten jeden einzelnen Schüler zu seinen Fördermöglichkeiten.

Vielen Dank für das Gespräch!