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Geschichte hautnah erleben


Die 11. Klasse der DPFA-Regenbogen-Fachoberschule Leipzig war zu Besuch in der Gedenkstätte des geschlossenen Jugendwerkhofs in Torgau. Im Rahmen einer Geschichtsexkursion informierten die Schüler und Schülerinnen sich über die einstige Disziplinierungsanstalt der DDR.

Im Prüfungsfach „Gesundheitsförderung und soziale Arbeit“ erlebte die Klasse 22A der DPFA-Regenbogen-Fachoberschule ein Negativbeispiel der Thematik Entwicklung und Erziehung in Torgau aus unmittelbarer Nähe. Der einzige geschlossene Jugendwerkhof der ehemaligen DDR war eine Zwangseinrichtung für Jugendliche.

Umerziehungsmaßnahmen im Jugendwerkhof

Mit schlimmen Schikanen und Mannschaftsstrafen unter menschenunwürdigen Bedingungen wurden im Jugendwerkhof Jugendliche in der DDR gefoltert. Damals entschied der sozialistische Staat ohne Zustimmung der Eltern, wer in dieses Heim eingeliefert wird. In einem Heim wurden dann Jugendliche und Kinder, die als schwer erziehbar galten, vom DDR Regime zum Sozialismus erzogen.

An der DPFA-Regenbogen-Fachoberschule wird in dem Fach Gesundheitsförderung und Soziale Arbeit unter anderem das Wissen um gruppendynamische Prozesse sowie die Entstehung von Konflikten und deren Bewältigung behandelt. Auch Kenntnisse über die aktuelle Rechtslage gehört dazu. Mit dem Besuch der Gedenkstätte wurde den Schülerinnen und Schülern der DPFA-Regenbogen-Fachoberschule Leipzig die Auswüchse der damaligen DDR Diktatur vor Augen geführt.

 

Die 11. Klasse der DPFA Regenbogen Fachoberschule versammelt sich zu einem Vortrag in der Gedenkstätte.
Seit dem Jahr 1998 gibt es in Torgau die "Erinnerungs- und Begegnungsstätte" im einstigen Jugendwerkhof. Schon von außen erinnern die hohen Mauern und die vergitterten Fenster des Gebäudes an ein Gefängnis. Fotos: DPFA Leipzig
Die 11. Klasse der DPFA Regenbogen Fachoberschule versammelt sich zu einem Vortrag in der Gedenkstätt
Seit dem Jahr 1998 gibt es in Torgau die "Erinnerungs- und Begegnungsstätte" im einstigen Jugendwerkhof. Schon von außen erinnern die hohen Mauern und die vergitterten Fenster des Gebäudes an ein Gefängnis. Fotos: DPFA Leipzig

In den geschlossenen Jugendwerkhof wurden Insassen von Jugendwerkhöfen und Spezialkinderheimen, welche die dortige Heimordnung „vorsätzlich schwerwiegend und wiederholt verletzen“, eingewiesen. Es seien Zuständen wie in einem Militärlager gewesen. In der Regel brachten die unschuldigen Kinder und Jugendlichen viele Probleme mit, diese wurden im geschlossenen Jugendwerkhof aber nicht gelöst. Als Antwort erlebten die jungen Menschen dort nur Repression und Macht.

Die Klasse der DPFA-Regenbogen-Fachoberschule Leipzig bekam während ihres Besuches in Torgau verschiedene Aufträge, welche die jungen Frauen und Männer in kleinen Gruppen lösten. Die Schüler und Schülerinnen der DPFA-Regenbogen-Fachoberschule erkundeten zu ihren jeweiligen Themen die Einrichtung selbsttätig. Danach berichteten sie ihren Mitschülern und Mitschülerinnen von ihren Erkenntnissen.

 

Die Gedenkstätte in Torgau gibt es seit dem Jahr 1998. Das Gebäude selbst wurde 1901 als Militärarrestanstalt erbaut, nach dem ersten Weltkrieg war der Bau im Fischerdörfchen 15 ein Gerichtsgefängnis. Fotos: DPFA
Im Jugendwerkhof sind ehmalige "Zellen" nachempfunden, ein dunkler Raum mit nur einem kleinen Fenster.
Die Gedenkstätte in Torgau gibt es seit dem Jahr 1998. Das Gebäude selbst wurde 1901 als Militärarrestanstalt erbaut, nach dem ersten Weltkrieg war der Bau im Fischerdörfchen 15 ein Gerichtsgefängnis. Fotos: DPFA
Eine Bank aus der damaligen Zeit verziehrt mit vielen Erinnerungen der Besucher.
Die Gedenkstätte in Torgau gibt es seit dem Jahr 1998. Das Gebäude selbst wurde 1901 als Militärarrestanstalt erbaut, nach dem ersten Weltkrieg war der Bau im Fischerdörfchen 15 ein Gerichtsgefängnis. Fotos: DPFA

Seelische Wunden - bis heute

Während des Vortrages im Jugendwerkhof sahen sich die Schüler und Schülerinnen der DPFA-Regenbogen-Fachoberschule mehrere Videoaufzeichnungen und Berichte von Zeitzeugen an.

„Meine Privatsachen, die musste ich abgeben. Man durfte nur die Anstaltskleidung tragen ...", schildert ein ehemaliger Insasse. Eine andere Betroffene erinnert sich: Man nahm mir dann meine Klamotten ab. Dann kam ich in einen Raum, in dem ich 12 Tage allein war. Was mich geknickt und gebrochen hat, war, dass man mir die Haare abgeschnitten hat.“1 So gut wie alle ehemaligen Insassen der Anstalt haben durch die Folgen der Umerziehungsmaßnahmen bis heute schlimme seelische und physische Schäden und sind in psychologischer Behandlung.

1: Quelle: https://www.jugendwerkhof-torgau.de/Historie/Biographien/458/